Sturz des Ikarus
Dunkel ist mein Gemüt und das liegt nicht nur daran, dass es mir körperlich momentan nicht gut geht.
Jetzt lieg ich hier, eingewickelt in die Decke, den Blick starr auf das über mir hängende Poster gerichtet.
Unbewusst beginne ich zu plappern, teile meinem unsichtbaren Gegenüber mit was gerade so los ist.
Natürlich bekomme ich keine Antwort, aber ich stelle sie mir einfach vor. Viel besser als wenn ich mit den Leuten die ich kenne, darüber rede. Denn egal was ich sage oder erzähle, etwas zeige oder lehre, schlägt mir entweder ein desinteressiertes "mhh" entgegen oder sie greifen mich in irgendeiner weise an, weil meine Geschichten sie erregt hat und sie jetzt meinen mein Leben unter Kontrolle bringen zu müssen.
Selbst Komplimente die ich gebe werden schlichtweg überhört oder mit einer Geste weg gewinkt.
Und wenn sie mich mal was fragen und ich eine resignierte Antwort vorbringe regen sie sich auf und meinen ich sei egoistisch und verschlossen. Darüber muss ich jedes Mal lachen, auch wenn es nicht lustig ist.
Ich bin es leid.
Ich bin all diese stumpfsinnigen Geister um mich herum überdrüssig. Nichts mehr lässt mich fliegen.
Alleine schaffe ich vielleicht noch den Auftrieb, aber es währt nicht lange und der Spaß ist nur von sehr kurzer Dauer.
Warum kann ich nicht auch so dumm, reizlos, banal und eintönig sein wie fast all die Menschen die ich kenne um mich herum? Ohne jeglichen Glanz und Farbe, genauso gleich wie jeder andere.
Ich hätte viel weniger Sorgen, würd ich doch die Welt nicht in all ihren Facetten sehen.
Stattdessen werde ich immer griesgrämiger und jedes mal wenn andere über Dinge sprechen wie Jungs, Sex, Kleidung und Haarschnitte, verdreh ich innerlich nur noch die Augen. (Nun ja, bei Sexgeschichten vielleicht nicht hahaha)
Natürlich lass ich sie reden, es wäre unhöflich meiner Ansicht nach und auch irgendwie verletzend wenn ich sie unterbreche oder ihnen sage es langweilt mich. Auch wenn es mich nicht interessiert, ich höre aufmerksam zu.
Und wenn sie dann alles los geworden sind, bin doch wieder alleine. So viele schöne Dinge die ich zeigen könnte, so viel Lehrreiches, Spannendes und für manche sogar Außergewöhnliches, aber ich denke, für die Gemüter um mich herum ist dies wohl alles zu anstrengend. Was sollen sie schon mit solchen Informationen anfangen, ja wie sollten sie das alles verarbeiten, wenn es doch nur um Make-Up oder Probleme mit dem Partner geht.
Und dennoch höre ich mir alles an, in der Hoffnung sie würden mal was Interessantes von sich geben, etwas Neues was ich aufsaugen kann, etwas von dem ich lernen kann.
Doch wo sind nur all die Freigeister, Schönmaler, Abenteurer und Visionäre? Versteckt im Schatten damit die Welt sie nicht verschlingt?
Mürrisch und gar ein wenig gereizt schau ich auf das Foto von Kevin, das neben mir steht, geb ihm innerlich eine Ohrfeige und erinnere mich an die Zeiten, in denen mein Geist Tag und Nacht flog, gespeist mit Freude, Lehrreichem und ganz neuen Welten.
Und jetzt sitze ich hier im Delirium, vom hohen Fieber gequält, seufzend und stumm klagend.
goldsturm am 15. Juli 15
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