Old-Fashioned and Magnificent: 2016-06-25
Samstag, 25. Juni 2016
Alles hat seinen Preis
Und Glück kostet am meisten.

In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass Glück meist nicht glücklich macht. Es kostet zuviel und ist meist nur von kurzer Dauer.
Und dann erwischte es mich doch, ungewollt und plötzlich.
Jemand liebt mich.
Kaum füllte sich mein leeres Herz langsam mit Wärme, kamen auch die bösen Geister aus ihren Höhlen gekrochen.

Meine Mutter will mich loswerden, „Freunde“ zweifeln an der ganzen Situation, meine Verwandten lachen mich aus wenn sie von einem Problem diesbezüglich erfahren und die Arbeit gibt mir den Rest.

Wie sich Menschen aufregen können, nur weil ich Knutschflecken hatte.
Dann fallen Sätze wie „Kindliches Verhalten“, „Das ist widerlich“, „Du bist zu alt für so eine Scheiße“
Und das war nur der Anfang.
Was soll ich sagen, ich liebte es, wenn er mich küsste. Egal wo. Manchmal entstehen dabei eben Spuren. (hab ich mir sagen lassen hahaha)
Ich genoss jede Sekunde, jede Berührung und bei Gott, wie schön es sein kann, wenn dir jemand über den Kopf streicht.


Ja, ich bin 26 und zum ersten Mal liebt mich jemand. Und ich mache mir keine Sorgen oder Gedanken wie es mit uns weiter gehen wird. Wie die Zukunft aussieht.

Ich wollte im Hier und Jetzt leben und das tat ich, mit vollen Bewusstsein!
Ich bekam das, was andere vielleicht schon hundertmal hatten.
Jemand will mich, jemand liebt mich und ich bin so dankbar dafür.
Endlich!

Es ist, als würde ich durch einen schweren Vorhang schreiten, durch dessen Öffnung ich eine komplett andere Welt betrat.
Voller Farben und Wärme, Gefühle umströmten mich, die ich lange Zeit verloren glaubte.

Ich konnte atmen, zögernd am Anfang, ich wollte mich nicht blind in Sicherheit wägen, doch am Ende ließ ich mich fallen und nahm einen tiefen Atemzug.Es war gut. Es war richtig. Richtig für mich. Und soll dies denn nicht wichtig sein?

Ich genoß es, dennoch spürte ich die Kälte zurückkehren.Sie suchte nach mir, umströmte meine Füße wie eine eiskalte Welle und riss mich wieder zurück. Zurück durch den Vorhang, weg von der Wärme, hinein in mein leeres Loch.

Ich biss und kratzte, ich schrie und fluchte aber es war nicht genug.
Wie soll man gegen eine Welle standhalten, wenn man keine Wurzeln hat die tief genug reichen? Ein kleines Pflänzchen, welches sich entschied endlich wieder zu wachsen, gewaltsam ertränkt und herumgewirbelt wird von eisigen Stürmen.

Riechen die Menschen das? Spüren sie, wenn von jemanden warme Energie ausgeht?
Es kommt mir immer so vor, als wollen sie so etwas unterbinden. Als wollen sie diese Energie nur für sich ganz alleine. Zapfen sie an, saugen sie auf, bis nur noch Leere und Kälte übrig bleibt.


Es ist als wär es ein schlimmer Fehler anderen zu zeigen, wie gut es mir ging.
Aber ich war glücklich und dieses Gefühl war so überwältigend, dass ich es rauslassen musste.
Jetzt bereue ich es, obwohl ich das nicht will.
Ich WILL NICHT bereuen müssen, dass es mir gut ging. Dass ich neue Dinge entdeckt und ausprobiert habe. Dass ich neue Gefühle verspürt habe.
Andere würden wahrscheinlich sagen „Lass sie doch reden und tun, es kann dir egal sein“
Das ist es aber nicht. Wieso müssen sie so gemein sein. Ich hab so schon eine dünne Haut.
Ich bin so kurz davor alles hin zu schmeißen.
Ist dieses Glück die ganzen Scherereien hinterher wirklich wert?

 




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