Old-Fashioned and Magnificent: 2015-11-16
Montag, 16. November 2015
The Gospel of Life and Death
Ich weiß nicht, wie lange ich schon so im Bett liege.
Alle Viere von mir gestreckt und das Gesicht in mein Kissen gedrückt, sodass ich kaum Luft bekomme.
Ich will mal an nichts denken, ich will nur einmal, vielleicht für eine Stunde, keine Gedanken oder Erinnerung in meinem Hirn haben.
Aber der Schmerz in meiner Brust lässt das nicht zu.
Nach langem schweift mein Gedächtnis wieder zu dem Tag zurück, als ich das aller erste Mal beschlossen habe, zu sterben.

Ich war damals 7 oder 8 Jahre alt gewesen. Die meisten werden sich jetzt denken, dass Kinder in so einem Alter doch nicht an den Tod denken...tja, die Wahrheit sieht leider anders aus.
Heute weiß ich, dass es viele Kinder gibt, die in so jungen Jahren das Leben schon satt haben.

Ich kann mich noch gut an die Nacht erinnern.
Ich war wieder einmal allein zu Hause. Ich krabbelte aus dem Bett, ging ins Wohnzimmer und wanderte umher wie ein gehetztes Tier.
Ich hatte solche Angst vor dem nächsten Tag. Ich wollte nicht mehr in die Schule, ich wollte meine Mitschüler und meine Lehrerin nicht mehr sehen. Ich wollte nicht mehr leiden.
Ich weinte bittere Tränen.
Ich trat an die riesige Glasschiebetür, die zum Balkon führte. Der Mond schien hell auf mich herab und die Sterne waren so zahlreich wie nie zuvor.
Eigentlich eine schöne Nacht.
Ich stand also da, blickte mit nassen Augen, schmerzender Brust und nach Atem ringend gen Himmel und fragte Gott, wieso er das alles machte. Wieso konnte er nicht einfach alles beenden.
Ich wünschte mir, er würde mich zu sich hinauf in den Himmel nehmen, damit das alles vorbei wäre.
Doch egal wie sehr ich flehte und meine Bitte zu ihm im Stillen hinauf rief, es blieb ungehört.
Ich senkte meinen Blick und starrte nach unten, wo es fast 12 Meter runter ging.
Für einen winzigen Augenblick fragte ich mich, wie es wohl sei, wenn ich jetzt vom 5. Stock unserer Wohnung nach unten springen würde.

Und somit begann meine grauenvolle Odyssee, voll von schwarzen Gedanken, verblassten Hoffnungsschimmern, verstümmelten Gliedmaßen und nicht erhörten Hilferufen.

Fortsetzung folgt...

Anm. d. Verf.: Liebe Leser, wenn ihr mit diesen Thema nicht klar kommt oder es nicht versteht, so bitte ich euch keine Kommentare dazu zu verfassen. Ich bin was diese Thematik anbelangt, sehr dünnhäutig und würde es nicht ertragen, wenn jemand etwas taktloses dazu äußern würde.
Vielen Dank für euer Verständnis!



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